Gesamtberliner Abrudern 2018

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Da Berlin auch flächenmäßig recht groß ist, können nicht alle Rudervereine von „zu Hause aus“, sprich von ihrem eigenen Bootshaus aus starten. Teilweise würde dies eine Tagesreise bedeuten. So verabredet und trifft man sich bei den in der Nähe liegenden befreundeten Rudervereinen, beispielsweise denen an der Oberspree.

Die Ruderkameraden von Phönix hatten sich dieses Jahr beim Ruderclub Narva Oberspree „eingeladen“. Das war überhaupt kein Problem und so trafen wir am Samstag morgen dort auch Ruderkameraden von Hellas-Titania, die ebenfalls bei Narva einsteigen wollten. Es ging recht „gemütlich“ zu, denn es dauerte etwas, bis letztere sich (schließlich) auf zwei geliehene Vierer verteilt hatten. Der Rest, also auch wir drei Phönizier, nahm dann Platz in einem Achter Richtung Köpenick. Damit es nicht zu anstrengend wurde, legten wir unterwegs an und befeuchteten in einer netten Restauration unsere trockenen Kehlen mit einem kühlen Bier. Ich meine, das war beim Märkischer Kanuverein 53 e.V. gewesen.

Da einige Ruderkameraden noch eine Wanderfahrt für die Erlangung des Fahrtenabzeichens benötigten, ruderten wir deshalb auch die Große Krampe bis zum Ende. Dann fehlte nicht mehr viel bis Schmöckwitz, wo uns schon gute Laune verbreitende heiße Rhythmen begrüßten. Aber nicht nur das! Jede ankommende Mannschaft wurde auch noch mit einem Schnäpschen in Empfang genommen.

Schon bald blickten wir in bekannte Gesichter. Die Lauenburger hatten ebenfalls keine Mühen gescheut und waren nach Berlin gekommen. Einige von ihnen hatten ich dieses Jahr bereits auf der Eider bzw. Treene getroffen. Die (Ruder-)Welt ist eben klein. Aber auch andere bekannte Berliner Größen, beispielsweise Hilmar von der Brandenburgia, liefen mir über den Weg.

Die Schmöckwitzer hatten sich nicht lumpen lassen und einen professionellen Diskjockey engagiert. Mit seiner Musikauswahl deckte er geschickt die unterschiedlichen Jahrgänge ab, füllte damit die Tanzfläche und realisierte sogar Musikwünsche. Aus unerklärlichen sentimentalen Gründen wünschten Reiner und ich sich die „Blauen Augen“ von Ideal und bekamen sie auch zu hören! Immer hatte ich eine Bier vor mir stehen, so erging es mir schon lange nicht mehr. Da ich ja mit dem Auto zu Narva gefahren war, konnte ich nicht jedesmal mithalten.

Am Bierwagen der (Ost-)Marke „Berliner Pilsner“ stand 'Berlin, du bist so wunderbar'. Ich mußte immer wieder hinsehen, denn der Werbeslogan paßte an diesem Tag wirklich gut, denn so fühlte ich mich auch. Leicht, unbeschwert und sorgenfrei! Die Stimmung war sensationell. Fleißige (ehrenamtliche) Hände hatten ein Kuchenbuffet vom feinsten hingezaubert. Es gab sogar „Kalten Hund“, der nicht nur mir fantastisch schmeckte, sondern auch Reiner, der sich gleich drei zusätzliche Stückchen für die nächste Woche im Büro einpacken ließ.

Viel zu früh erfolgte das Signal zum Aufbruch, jedoch wurde es ja immer früher dunkel und rund 14 Kilometer Rückweg lagen noch vor uns. Trotzdem kehrten wir kurz vor dem Ziel - es fehlten nur noch zwei oder drei Kilometer - beim SV Energie Berlin ein, der kurz hinter der „Langen Brücke“ sein Bootshaus hat. Und wieder gab es Runden. Ein Berliner Ruderkamerad mit Namen Detti, der an diesem Tag nicht ruderte - wir hatten ihn erst in Schmöckwitz kurz kennengelernt und der die Strecke mit der Straßenbahn zurückgelegt hatte - ließ es sich nicht nehmen, uns mehr oder weniger fremden Ruderkameraden (schon wieder) einen auszugeben. Auch andere revanchierten sich. Mitruderer Ingo als in Bonn wohnender Teilnehmer erzählte, er sei für 45 Euro hin und zurück zum Gesamtberliner Abrudern angeflogen. Und so kam es, daß wir in völliger Dunkelheit in die Boote steigen mußten. Irgend jemand hatte in weiser Voraussicht ein weißes Licht mitgenommen, welches nun den Flaggenmast ersetzte. Aufmerksame Rufe sorgten dafür, daß uns eine Tonne nicht zu nahe kommen sollte.

An diesem Tag wurde mir wieder einmal auf wunderbare Art und Weise der Sinn des Ruderns bewußt: Offenheit allem Neuem gegenüber, Gastfreundschaft und damit als Fremder überall willkommen! Gute Laune, Unbeschwertheit in der Natur, entgegengebrachtes Vertrauen seitens der Mitruderer, einhergehend mit Hilfsbereitschaft und Unbeschwertheit, fast Schwerelosigkeit.

Ein toller Tag, an dem ich viel gesehen und entdeckt habe und mich so gut wie lange nicht mehr gefühlt habe. Beim Rudern ins Träumen gekommen – an die Jugendruderzeit erinnert, in der ich damals auch schon tolle Wanderfahrten unternommen hatte. Alles hat sich von allein ergeben und wurde wie von Geisterhand organisiert. So muß Rudern sein!